Eisbär

# 2 Stoffspielereien

Einst nähte ich aus grünem flauschigem Stoff eine ärmellose Kapuzenweste mit aufgesetzten Taschen.  Bei der finalen Anprobe sah ich in dieser Weste aus wie ein Eisbär, das lag zu einem daran, dass ich zu der Zeit mit unserem vierten Sohn schwanger war, zum anderen aber auch an dem Schnitt aus Burda Umstandsmoden der nicht zu mir passte. Damals schwor ich: „Never, ever nähe ich Klamotten für mich selber.“ Ich nähe seit ich denken kann, meine Mutter nähte, von meinem ersten selbstverdienten Geld kaufte ich mir eine Nähmaschine, Jahre später eine Computernähmaschine.

Die Eisbärjacke  war nicht mein erstes gescheitertes Objekt – sie sollte es aber für lange Zeit bleiben.


Eisbär – ist  für mich ein Synonym für Fehlversuche, für Hürden, die es zu überwinden gibt geworden.  Anfang des Jahres entstand der Frühlingstraumfänger und zeitgleich die Anfänge der heutigen Stoffspielerei.

Genau wie beim Frühlingstraumfänger verwendete ich Solu-Vlies, zunächst malte ich mit Kugelschreiber Linien aufs Vlies, steppte diese mit der Nähmaschine ab und  nähte das überstehende Vlies  mit mehren Runden Geradstich um einen Metallring.

Eisbärvorlage mit PC ausdrucken, ausschneiden, mehrere Lagen Baumwollvolumenvlies unters Papier legen, die Linien mit der Nähmaschine absteppen, das überstehende Volumenvlies abschneiden, das Papier lässt sich leicht abreißen, im Gegensatz zum dem Projekt.
Das Baumwollvlies lässt den Eisbären richtig plastisch wirken – sowohl von der Vorder- als auch von der Rückseite. Der Eisbär nimmt nun ein Bad in lauwarmen Wasser mit einigen Tropfen Spülmittel darin, das Soluvlies wird sich auflösen und ein zartes Fadengespinnst gehalten von einem Metallring wird entstehen.
Dachte ich zumindest, es kam aber anders: Obwohl ich mehrmals um den Metallring genäht hatte, löste sich das Fadengespinnst vom Ring.
Okay, jetzt habe ich einen im Netz gefangenen Eisbären. Erstmal trocknen lassen, kommt Zeit, kommt Rat.
Von den  weiteren Schritten habe ich keine Photos. Ich versuchte das Netz an den Metallring zu häklen, ging nicht, der Metallring war zu unbeweglich. Also weiterer Versuch, mit Nähseide an den Metallring nähen, okay das geht, sieht aber blöd aus. Daher blaues Stickgarn drüber gewickelt, könnte gleichmäßiger aussehen, ist aber für eine Spielerei voll in Ordnung. Die losen Fäden werden auch noch vernäht, irgendwann
Das gesamte Traumfängerrund hat einen Umfang von knapp 20 cm. Mit der weiteren Fertigstellung happert es, geplant sind kleine filigrane Schneeflocken aus Stoff, die an Fäden an dem Geflecht hängen.  Meine Versuche welche herzustellen waren bisher nicht erfolgreich: Alle Stoffflocken waren mir zu plump, gerade heute morgen versuchte ich es noch einmal, meine Schulter mag nun nicht mehr. Der Eisbär darf  jetzt einen Sommerschlaf halten, im Herbst werde ich ihn wieder aus dem Schrank holen, bis dahin werde ich herausgefunden haben wie ich filigrane Stoffschneeflocken herstellen kann, jetzt gerade beim Tippen, hey? Warum müssen es überhaupt Stoffschneeflocken sein, es könnten doch auch Schneeflocken aus Fäden sein, das scheint die Lösung zu sein.
Interessanterweise berichten Griselda und Suschna heute auch über Projekte, die zunächst nicht so toll waren, bei Griselda ist am Schluß ein Traum von einem Kissen herausgekommen, und warum? Weil sie es nochmal und nochmal probiert hat. Suschna wird es vermutlich auch nochmal mit einem Vogel probieren und ich werde meine Schneeflocken so hinkriegen wie ich sie haben will, nur nicht heute.
Zum Schluß noch eines, derzeit wird auf vielen Blogs diskutiert ob DIY überhaupt sinnvoll ist. Die Nachmacherei wird auch immer wieder angesprochen, ich überlegte ob ich meinen Eisbären überhaupt zeigen darf, denn andere zeigten  unabhängig von mir auch bereits Eisbären und auch Schneeflocken, ganz besonders hübsche gab es bei Kunst und Kleider zu sehen. Ich sehe bloggen als Erfahrungsaustausch. Und alles ist irgendwann von irgendjemanden anderen auch schon einmal gemacht worden und wenn es nur darum geht Blümchen in Schneckenhäuser zu stecken – das mache ich seit ich laufen kann.

weitere Stoffspielereien – ein leider viel zu wenig beachtetes Projekt – werden heute von Suschna – guter Dinge wegen gesammelt.

_________________________________________

Danke für dein Interesse. Ich freue mich über jeden Kommentar. blau im Text → klick

10 thoughts on “Eisbär

  1. Sabine

    Der kleine Eisbär ist süß und das Ergebnis ebenfalls. Aber ich kenne das selbst, wenn etwas nicht so gelingt wie gedacht. Nicht aufgeben, irgendwann klappt´s! Und ein Tipp – vielleicht probierst Du die Schneeflocken einfach wenn es draußen kalt ist, im Moment schmelzen sie in der Frühlingssonne sicherlich davon 🙂

    Liebe Sonntagsgrüße,
    Sabine

  2. Januarkleider

    Der Eisbär im Traumfänger – vielleicht die Hürde, die im Schlaf überwunden wird? Ideen müssen sich erst entwickeln, wahrscheinlich weißt du im Herbst, wie deine Schneeflocken werden sollen.
    LG
    Susanne

  3. jahreszeitenbriefe

    Liebe Judika, sich inspirieren lassen, “spielen”, immer wieder neu(es) probieren und Blumen in Schneckenhäuser zu stecken, nicht nur im Kleinkindalter, sondern als “Erwachsene” immer noch – genau in diesem deinen Tun liegt ein feiner Unterschied zum D.I.Y. als “Muss, weil es jeder macht” und einer Art “Statussymbol”, weil man sonst vielleicht nicht “in” oder “Trend” wäre… Du machst das schon und so liebenswert und sympathisch dazu 😉 Lieben Gruß Ghislana

  4. suschna

    Gut, dass du den Bären herausgeholt hast. Denn natürlich sieht man das Foto und denkt: Oh, was für ein netter Bär, der die Nase reckt. Von einer Vorgeschichte mit Pannen nichts zu merken. Von mir aus könnte er auch ganz so bleiben. Andererseits würden mich Schneeflocken aus Faden auch interessieren. Die müsste man wahrscheinlich mit Stärke stabil machen.
    Zu dem anderen Thema “alles schon mal dagewesen” verweise ich mal auf die Kommentare in einem früheren Blogpost bei mir http://suschna.wordpress.com/2010/01/18/ubermass/
    Hoffentlich zum Weitermachen ermutigend. (Ich muss auch noch einmal einen Vogel probieren)

  5. Polyxena1981

    Mir gefällt dein Eisbär richtig gut. Beim Bloglesen fällt mir immer wieder auf, wie schade es ist, dass ich gar nicht nähen kann. Manchmal muss ich Dinge einfach selbst machen um auf andere Gedanken zu kommen oder vom Arbeitsstress wegzukommen. Außerdem finde ich selbstgemachte Dinge zu verschenken eine sehr liebevolle Art etwas weiterzugeben.
    Sich von Grundideen inspirieren zu lassen ist doch nichts Falsches. Man muss doch das Rad nicht jedes Mal neu erfinden. Mich würde es dann ärgern, wenn jemand eine meiner Karten zu 100 Prozent kopiert und als seine eigene ausgibt.
    Mir gefällt es bei dir sehr gut und mir hat dein “nicht-aufgeben-Post” heute sehr gut getan.

    Liebste Grüße zu dir 🙂

  6. Rügenfrau

    Liebe Judika,

    schön dass Du Dich nicht hast beirren lassen und uns den Eisbären zeigst.

    In meinen Augen ist DIY sinnvoll, so lange es das eigene Bedürfnis ist und man nicht blind einem Trend folgt. Und sich von anderen Menschen und ihren Ideen inspirieren zu lassen ist doch völlig normal, solange es nur eine Inspiration ist und keine Kopie.

    Nen ganz lieben Gruß von Antje

  7. Julika

    Liebe Judika, ich muss mich outen -ich wusste bis vor drei Monaten gar nicht, was DIY ist (höhö)- aber seitdem ich denken kann, mache ich Sachen selber.
    Und natürlich kannst Du Deinen Eisbären zeigen – klar gibt es schon hunderttausend gefilzte, genähte, handgeklöppelte Eisbären, aber wir können das Rad doch nicht jeden Tag neu erfinden (abgesehen davon, dass wir den Eisbären selber auch nicht erfunden haben)

    Schön an deinem Post finde ich, dass auch mal der misslungene Part dabei ist, denn wenn man im Moment immer nur die perfekten Ergebnisse sieht (und dann auch noch sensationell fotografiert), kann das schon frustrieren, da man nicht im Sinn hat, dass auch die anderen probiert, probiert, probiert haben.

    Einen schönen Montag!!

    Julika

  8. mamo unikate

    Danke, dass du deinen Eisbären gezeigt hast! Das hat mich daran erinnert, dass bei mir im Schrank schon sehr lange so ein Solu-Vlies lagert, an das ich mich mangels Können und Ideen bisher nicht gewagt habe. Aber nun versuch ich’s vielleicht doch einfach mal.
    Herzliche Grüsse, mo(nika)

  9. griselda

    Den ersten Eisbären hat der liebe Gott geschaffen, wir sind alle nur Nachmacher 🙂
    Ich habe bei den Bildern des Versuches auch lächeln müssen, scheitern gehört einfach zum kreativen Prozess. Das sollte man auch mal zeigen.
    Man lernt draus, hakt ab und fängt neu an.
    Improvisiert.
    Und mach weiter mit der Näherei!

  10. KunstundKleider

    Liebe Judika, ja das kenne ich gut: Man plant die tollsten Projekte, aber wenn man dann anfängt sie umzusetzen, merkt man oft, dass es doch einen großen Unterschied zwischen Theorie und Praxis oder auch Phantasie und Realität gibt.
    Manchmal bleiben solche Projekte dann angefangen liegen, manchmal wird es nach einer mehr oder weniger langen Ruhephase etwas ganz anderes (das ist mir immer am liebsten – da kann ich dann auch ganz unbeschwert drangehen, weil es ja sowieso schon verhunzt ist) und manchmal hilft nur wegschmeißen. Deinen Eisbären finde ich aber schon mal sehr originell und bin gespannt, was noch draus wird.

Schreibe einen Kommentar

Kommentare beflügeln mich und zeigen mir die Wertschätzung meiner Leser.

Ich behalte mir vor anonyme Kommentare zu löschen.

Die Angabe von E-Mail-Adresse und Wesite ist freiwillig und fürs Kommentieren nicht notwendig, beides wird nicht veröffentlicht.

Nutzer des Kommentarfelds erklären sich mit der Speicherung und Verarbeitung ihrer Daten durch diese Website einverstanden.