Vor ein paar Tagen fiel mir mein altes braunes Photo-Album in die Hände.
Auf der ersten Seite habe ich vor vielen, vielen Jahren dieses Photo eingeklebt:
Auf der ersten Seite habe ich vor vielen, vielen Jahren dieses Photo eingeklebt:
Das Photo dürfte entweder in den letzten Tagen bzw. kurz nach Beendigung des zweiten Weltkrieges aufgenommen worden sein. Zu sehen sind meine Oma zusammen mit meiner Mutter. Wer photografiert hat und wo das Bild entstanden ist ist mir unbekannt. Beeindruckend finde die Kleidung (Schuhe) meiner Oma und die Körperhaltung. Auf dem Photo wirkt sie so groß, in Wirklichkeit überragte ich sie mit meinen 170 cm bei weitem. Oma hat ein Fuchsfell um den Hals geschlungen, sie hat ihn ihr ganzes Leben lang in ihrem Kleiderschrank aufbewahrt, wenn ich die Augen schließe kann ich noch den Geruch der Mottenkugeln riechen.
Oma reiste gerne, als junge Frau ist sie nach England gefahren um bei der Krönung von Königin Elisabeth dabei zu sein. Gerne buchte sie Kaffeefahrten oder war mit der Pfarrgemeinde unterwegs, Ziele waren dann selbstverständlich heilige Orte. Ich erinnere mich daran, dass sie einmal von Lourdes eine Plastikflasche in Madonnenform mitgebracht hat, gefüllt mit heiligem Wasser. Just dieses Mitbringsel sollten eine meine Schwestern und ich zu unser anderen Oma bringen. Wie ein weibliches Pendant zu Max und Moritz fragten wir uns: “Schmeckt heiliges Wasser anders?” Nach einigem hin und her öffneten wir die Flasche und rochen an dem Wasser, probierten ein bißchen davon, im Gerangel fiel die Flasche herunter und das heilige Wasser war vergeudet, also wurde die Flasche mit schnödem Leitungswasser neu befüllt und dann weggebracht.
Meine Oma liebte Blumen, die in allen Farben in ihrem Gemüsegarten außerhalb des Dorfes wuchsen. Auf dem Weg zum Garten mußte man an einem kleinen Teich vorbei, wir Kinder fürchteten uns alleine diesen Weg zu laufen, denn Oma war eine leidenschaftliche Geschichtenerzählerin, Gruselgeschichten, die meisten spielten sich am Elfensee – ja er heißt wirklich so – ab. Es gab Geschichten von Frauen in weißen Gewändern die nachts am Wasser säßen und Geschichten von Männern die im See ertrunken sein sollen.
Große Angst hatte Oma vor Schlangen, stets fürchtete sie eine Schlange könne sich im hohen Gras versteckt haben. Bei Auslandsreisen war es ihre größte Sorge, dass ein findiger Gastwirt ihr unbemerkt ein Reptil zubereiten und ihr servieren würde.
Inzwischen sind schon über 20 Jahre vergangen, dass Oma verstorben ist, die Geburt meines ersten Sohnes hat sie noch miterlebt, er wurde genau an dem Wochenende geboren wie Oma und Opa ihre goldene Hochzeit feierten. Heute, am 12. 12. hätte meine Oma Geburtstag.
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Danke für den Besuch bei mir, ich freue mich über jeden Kommentar.
Dieser Beitrag ist richtig zu Herzen gehend! Wie schön du dich mit den Geschichten an deine Oma erinnerst – so lebendig!
liebe Grüße von Ellen
Ich musste gerade ein bisschen schlucken… Meine Oma war auch so eine besondere Frau. Sie fehlt mir noch immer fast jeden Tag. Ich hätte mir so gewünscht, dass sie meinen Sohn noch kennenlernt.
Ich finde auch, dass in dieser Generation die Frauen eine gewisse Würde ausgestrahlt haben – auch wenn sie nicht aus hochherrrschaftlichen Verhältnissen kamen. Sie haben geschuftet und gerackert für ihre Familien. Aber wenn sie am Sonntag das gute Kleid angezogen haben oder den Fuchs aus dem Schrank holten, waren sie richtige Damen. Meine Oma hatte keinen Fuchs. Aber so eine kleine Hermelin-Brosche, die wir als Kinder immer streicheln durften. Ach…
Danke für`s Erinnern und danke für`s Zeigen deines Fotos.
Liebe Grüße von Kirstin
Die Vorweihnachtszeit ist immer auch ein bißchen die Zeit für Melancholie und das Erinnern. Ich finde, das ist gut so.
Vielen dank für deine Kommentare, ich freue mich immer wenn mal jemand auch in den alten Beiträgen stöbert, aus der Zeit, als ich noch keine Leser hatte… 🙂
Die Anleitung für die Sterne findest Du zum Beispiel hier:
http://www.solebich.de/kreatives-dekoration-weihnachten/weihnachtsdeko-aus-papier-ein-3-d-stern/84167
Lieber Gruß,
Katja
Ist das nicht schön auf seinem Blog solche Erinnerungen präsentieren zu können und damit sein Leben und das der Beteiligten noch wieder anders würdigen zu können!
Schade, dass du die Gesichter verfremdet hast, aber du wirst deinen Grund haben.
Alles Gute der Enkelin,
Tally
Was für eine wunderschöne Geschichte…so schöne Erinnerungen und Gedanken.
Liebe Grüße
Dagmar
Solche Fotos liegen bei uns noch zuhauf herum…Ich habe wunderbare Erinnerungen an meinen Opa…den habe ich abgöttisch geliebt…von ihm habe ich die Liebe zu langen Spaziergängen und Alten Meistern ( Dresdner Galerie ) mitbekommen…LG Lotta.
Das habe ich mit grossem vergnügen gelesen! darf ich freundlich auf den fluechtigkeitsfehler in der allerersten Zeile hinweisen (mich)?
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