Es ist ein schöner Anblick, wenn in allen umliegenden Dörfern die ‚Hutzelfeuer‘ lodern. Die Kinder laufen mit Fackeln umher und zündeln ein bisschen. Alle wärmen sich am Feuer und trinken heißen Glühwein oder Saft gegen die Kälte.
Tags vorher sammeln die Mitglieder der Jugendfeuerwehr, also auch unsere beiden jüngeren Söhne, alte Christbäume, Hecken- und Baumschnitt sowie anderes unbehandeltes Holz im ganzen Dorf ein und türmen dieses auf einer Anhöhe zu einem großen Haufen auf.
Am ‚Hutzelsonntag‘ gegen Mittag ziehen die Jugendlichen in Grüppchen von Haus zu Haus und singen das ‚Hutzellied‘, sie bekommen dann für ihre Mühen ein bisschen Geld, Süßigkeiten und eigens gebackene ‚Hutzelkräppel‘ als Lohn.
kleine, evtl. mit Marmelade gefüllte Kräppel / Krapfen / Berliner Pfannkuchen aus Hefe- oder Quarkteig
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Hutzelstiehle, Hutzelstiehle,
macht mei Feuer in de Ofe,
stosst mei net di Kachel i,
sonst rocht’s mei in de Stube.
„Silges, Koalraabes, mit Hutzelbree geschmalzt,
so soll de Baum kei Bern mee troa.
Drobe im Ferscht, do hänge dee lange Werscht,
do gatt er ons dee lange, dee kurze lost er hange.
Schessel hi, Schessel ha,
Kräppel muss gegasse war,
Gaald muss i’genomme war.
Oh du großer König,
gib uns nicht zu wenig,
lass uns nicht zu lange steh’n,
denn wir wollen weiter zieh’n.
Kohlrübe / Steckrübe |
Für uns als Zugezogene klingt es wie eine Sprache aus einem fernen Land, nur ganz wenige Leute sprechen heute noch diesen Dialekt, verstanden wird er von den Einheimischen aber überall. Mein dritter Sohn und ich haben einmal versucht den Text in eine halbwegs verständliche Sprache zu bringen.
macht mir bitte Feuer im Ofen,
zerstosst die (Ofen-) Kacheln nicht
sonst raucht es in meiner Stube (Zimmer)
Geselchtes, Kohlrüben mit Hutzelbrühe geschmälzt
= Geräuchertes Fleisch, Steckrüben mit Dörrobstbrühe übergossen
und wenn ihr uns keine Hutzeln gebt,
so soll der Baum keine Birnen mehr tragen.
Oben im Dachfirst, da hängen die Würste,
da gebt ihr uns die Langen, die Kurzen lasst ihr hängen.
Schüssel hin, Schüssel her,
Kräppel müssen gegessen werden
Geld muß eingenommen werden
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Oh, diese Tradition finde ich wirklich wunderbar! Und ich überlege, ob ich nicht heute Abend alle Nachbarn zusammen trommle und mit ihnen ein großes Feuer veranstalte, damit der Winter nicht, wie vorausgesagt, morgen mit Schnee zurückkehrt…LG Lotta.
Oh ja bitte! Ich hoffe, sie sind erfolgreich, denn ich hab das Frieren so satt. Seit 5 Monaten ist mir jetzt schon kalt und ich kriege die Gänsehaut nicht mehr los. Was würde ich mich freuen, endlich wieder nicht zu frieren am Schreibtisch. Schwitzen nehme ich dafür gerne.
Eine tolle Tradition, danke für die Beschreibung!
Lieber Gruß,
Katja
das klingt nach einem schönen brauch. ich hoffe, seine wirkung reicht weit, am besten bis graz. und ich sage ab jetzt ‚hutzeln‘ zum dörrobst, das gefällt mir.
liebe grüße °°°u.
Schön, wenn solche Traditionen weiter gepflegt werden. Ob man auch ne Woche später so ein kleines Hutzelfeuer im Garten machen kann? Die Äste vom Weihnachtsbaum geb ich dafür her, der Stamm wird noch verbastelt.
Nen lieben Gruß von Antje
Tolle Feuerbilder und ein schöner noch lebendiger Brauch! Lieben Gruß Ghislana
Eine ganz tolle Tradition finde ich! Und deine Fotos sind beeindruckend! Lustig, ich kannte Hutzeln als Zapfen. Hier gibt es das Fastenfunken.
Danke für deine lieben Wünsche und Kommentare!
Liebe Grüße, Gina
Ich liebe alte Traditionen und die Geschichten, die zu diesen gehören. Danke fürs Teilen.
LG
Rebekka
Welch schöne Traditionen es gibt!! Wahnsinn, dieses riesige Feuer!
Alles Liebe. maria
In so kleinen Gemeinden werden ganz putzige Sachen aufgehoben, was bei den Grosßtädtern ganz und gar verloren geht.Danke fürs Erzählen.
LG Karen
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