Sammelbuch

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Wie ein Neugeborenes liegt das Buch auf dem Schaffell. Lange, lange bin ich mit ihm schwanger gegangen. Immer wieder habe ich an ihm  gewerkelt und es dann wieder zur Seite gelegt. Im Herbst 2014 rief Tabea zu einer Aktion mit Gelantiedruck auf, die Technik hat mich faszinert und ich habe sie ausprobiert. Allerdings druckte ich damals nicht, wie die meisten Frauen auf Papier, sondern ich nahm ganz normale Wandabtönfarbe und druckte auf unbehandeltes Leinen. Vom Ergebnis war ich begeistert: „Sonnengruß bzw. Yoga-Frauen“ nannte ich meine Drucke, sie gefielen mir sehr, doch wußte ich nicht so recht was ich damit anfangen sollte.
_DSC0180 Am Rosenmontag 2015 hatte ich plötzlich die zündende Idee: Buchdeckel sollten meine Gelatinedrucke werden und zwar für ganz besondere Bücher. Ich setzte mich an die Nähmaschine und nähte los, vier Hüllen sind damals entstanden.
_DSC0177Im Buchdeckel stecken Wellkarton und Baumwollvlies._DSC0175Komplett fertig wurde allerdings nur ein Cover am Rosenmontag 2015.  Die Geschäfte waren zu und ich konnte keinen Photokarton für das Innenleben des Buches kaufen. Nach Fasching packte ich das Werkststück weg und fuhr erstmal auf eine berufliche Fortbildung.
_DSC0161Wochen später kaufte ich türkisen Photokarton und schnitt ihn mit dem Rollschneider auf Buchgröße, das sah nicht gut aus. So schlummerte mein Werk wieder, bis ich Gelegenheit hatte in der Stadt ein großes Schreibwarengeschäft aufzusuchen,  dort lies ich mir hellgrauen Karton mit der Schneidemaschine auf Format schneiden._DSC0159

Mein Buch sollte ein „Reisetagebuch für alles was nicht in die Kamera passt“ werden, also Seiten zum Beschreiben und Bekleben haben und außerdem verschließbare Klarsichthüllen  für Andenken wie  Vogelfedern,  getrocknete Blumen,  Eintrittskarten etc. haben.

_DSC0123Verschließbare Klarsichthüllen fand ich nicht in der richtigen Größe, bzw. sprengten sie mein Budget. Nächster Gedanke: Gefrierbeutel, die waren bedruckt mit „haltbar bis…“ oder blau eingefärbt, ich suchte in allen möglichen Lebensmittel- und Schreibwarenläden, irgendwann wurde ich dann im Onlinekaufhaus fündig, annähernd haben die Druckbandbeutel  (tolles Wort) das richtige Format. _DSC0168Dann kam das Problem mit der Bindung. In meiner Vorstellung sollte das Buch wie eine Akte / Schnellhefter geheftet werden, im Praxistest war das blöd. Im Büro sind nur Papierseiten drin, die lassen sich gut umblättern, dicker Photokarton jedoch nicht, das gibt nur hässliche Knicke._DSC0166
Nun hatte ich vor das Buch mit Buchschrauben zu binden. „Buch-was?“, lautete die Antwort in den Läden in denen ich danach fragte – ich wohne zwar inzwischen nicht mehr in einem Dorf sondern in einer Kleinstadt, doch auch hier ist das Angebot beschränkt.

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Letztendlich habe ich das Buch vergangene Woche ähnlich wie ein Ringbuch gebunden, die „Ringe“ habe ich aus türkiser Wolle gemacht, es gab auch gescheiterte Versuche mit Lederband.

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In einem der vielen  Schreibwarenläden, die ich während der „Bauzeit“ aufgesucht habe,  gab es schwarze Vintage-Schulhefte im Abverkauf, eines davon wanderte in die Einstecktasche hinten im Buch, ursprünglich wollte ich dorthinein einen Notizblock stecken.

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Beim photographieren lag zufällig ein Werbekugelschreiber in der Lieblingsfarbe der Frau, für die dieses Buch bestimmt ist auf meinem Tisch, ich habe ihn drin gelassen.

_DSC0169Ein  Gummiband hält die Seiten zusammen

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Mein  Buch ist nicht perfekt, ich könnte eine ganze Liste von Mängeln aufzählen, doch das unterlasse ich. Es ist ein kreatives Werk von mir für eine Frau, mit der ich mich sowohl in einem Internetform als auch in persönlichen Gesprächen darüber ausgetauscht habe, wie sehr Perfektionismus uns hemmen kann und wie befreiend es sein kann über seinen eigenen Schatten zu springen und Stunden mit scheinbar „sinnlosen Werkeln“ zu verbringen.

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Es ist ein kleiner Dank für ein paar wunderbare Tage im Dezember 2014, damals spazierten wir zusammen am Meer und gleichzeitig ein Geburtstagsgeschenk für sie.

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Und weil ich durch sie überhaupt erst erfahren habe was Bloggen ist, bekam sie eine von meinen „Ein Herz für Blogger-Karten“. Ich sehe Tally bei einer ihrer nächsten Reisen am Meer sitzen und ihre Gedanken in das Buch schreiben. Sie hat sich letzte Woche jedenfalls riesig gefreut, wie mein Päckchen bei ihr im hohen Norden ankam.

_DSC0115Und irgendwann werden auch die anderen „Sammelbücher für alles was nicht ins Smartphone passt“ fertig werden, angedacht habe ich sie an besondere Frauen in meinem privaten Umfeld zu verschenken.

verlinkt zu:
Handemade on Tuesday
Dienstagsdinge

Meertjes Stuff
Crealopee
Creadienstag

 

 

 

17 thoughts on “Sammelbuch

  1. Sabine

    Liebe Judika, großartig. Der Prozess, diese Freundschaft (ich dachte die ganze Zeit, das Buch sei für Dich selbst!). So eine Freundin, wie Du es bist, ist echt klasse.
    Liebe Grüße, Sabine

  2. Pe-Twin-kel

    Hallo Judika,
    ich bin ganz verliebt in den Druck, das Buch, die Art und Weise wie es gestaltet wurde. Einfach nur wundervoll. Jede die es geschenkt bekommt, kann sich glücklich schätzen.
    Lieben Gruß,
    Petra

  3. Tally

    Oh M. ,
    ich sitze gerade vorm Arbeitsrechner, ein breites Grinsen im Gesicht, Rührungstränen in den Augen. (Aber lieber gerührt als traurig.)
    An das Frauenbild hatte ich mich vage erinnert, nicht aber an das Stichwort Yoga. Sonnengrüße habe ich schon tausende gemacht – und werde noch viele machen in meinem Leben.
    Leben, das ist das Stichwort.
    Ausgelöst durch das einschneidende Erlebnis vor ein paar Wochen ist mir die Endlichkeit des eigenen Lebens so etwas von deutlich in meinem Gefühl, dass es fast ängstigend ist. Zumal ich so jung auch nicht mehr bin.

    Schon beim ersten Anblick des wunderschönen Buchs dachte ich: Die Frau ist für mich das Symbol, freudig in den nächsten Lebensabschnitt zu starten. Mutig und voll Optimismus (nicht immer leicht). Genau dafür dachte ich das Buch zu nutzen: Sozusagen als Mood-Book als Variation zum Mood-Board, das zur Visualisierung von Wünschen, Gedanken, Plänen und positiver, wegweisender Symbole dient.

    Auch hier noch einmal: Vielen, vielen Dank <3
    Herzliche Grüße
    Tally

  4. Santa

    Liebe Judika, liebe Tally

    ich bin auch gerührt
    und freu mich einfach mit. ,
    Die Idee, das Buch, der Werdegang und die tiefe Freundschaft

    und Tally ich wünsch dir viele Schätze für dein Mood Book,

  5. Nicole/Frau Frieda

    Die Auswahl des Stoffes und dieser Druck machen dieses Mood Book zu etwas ganz besonderen, liebe Margot!! Das Du so einen Schatz hergibst.. hach.. was für eine Freude für die Empfängerin! Ganz liebe Grüße, Nicole

  6. Blumenfrau

    Liebe Judika,

    wenn ich für solche Handarbeiten nur auch die Geduld hätte. Ich mache nur Dinge die schnell gehen: Zeichnen, Gartenarbeit, Fotografieren, Bloggen, Kochen, Floristik usw. Dinge die Zeit brauchen machen mich rappelig. Aber es ist ja gut, dass es unterschiedliche Leute gibt.

    Daumen hoch für das „Pfeiff auf den Perfektionissmus“ Buch. Ich selbst gehöre auch zu dieser Liga und habe mittlerweile einen Lieblingsspruch der heißt: „Ich habe soviel durch die Fehler gelernt, die ich gemacht habe. Ich denke darüber nach noch viele mehr zu machen.“ LG Marion

  7. merlanne

    Liebe Judika, dieses Buch ist gewachsen, es lebt und es ist ein wundervoller Schwan aus ihm geworden. Ich bewundere deine Geduld, dich immer wieder ans Werk zu setzen und nicht aufzugeben, bis es gefällt. Mir gefällt es sehr und ich sehe nicht, was daran nicht perfekt sein sollte.
    Herzliche Grüsse,
    Claudine

  8. Birgitt

    …ich erinnere mich gut, liebe Margot,
    an deine Drucke mit den Yogafrauen…die haben mich als langjährige Yogafrau sehr angesprochen…und nun hast du so ein schönes und persönliches Geschenk daraus gemacht…klar ist da die Freude groß…

    wünsche dir einen frohen Abend,
    lieber Gruß Birgitt

  9. KaZe

    Beim Beginn des Lesens, wußte ich gleich wer das bekommt! ich finde ganz toll wie du Schritt für Schritt weitergemacht hast und so etwas ganz anderes ensteht, als der Buchbinder es machen würde. Manchmal finde ich es richtig gut keinen fachkurs zu besuchen, weil man so andere Wege geht, die einem im Kopf verbaut sind, wenn man es „odentlich“ lernt. Ich hoffe ich habe mich richtig ausgedrückt. Das ist ein Komliment. Schön an welcher Stelle deine Gelantibedrucke gelandet sind. Auf Stoff muß ich das auch unbedingt probieren.
    Viele kreative Grüße von K.

  10. jahreszeitenbriefe

    Ich hab die Drucke auch gleich erkannt und finde die Idee, sie in Buchcover von „Büchern für Frauen“ zu integrieren, einfach hinreißend. Und wie heißt es doch so schön „Was lange währt…“ – toll, wie du durch diesen langen Prozess gegangen bist. Jede, die so ein Büchlein in die Hand bekommt, wird sich sehr sehr freuen, da bin ich mir sicher. Ich hab da auch noch Stoffe liegen, die ich mir für Bücher vorstellen kann… Lieben Gruß Ghislana

  11. RAUMiDEEN

    So schön, so viele Ideen, so fein umgesetzt. Es stecken so viele Ideen in dem Buch, manchmal braucht es ein wenig mehr Zeit diese umzusetzen.
    Liebe Grüße
    Cora

  12. Traveller

    ein berührender Post
    weil so viel Herzblut darin steckt
    danke für’s Erzählen und Zeigen
    und danke für’s Erinnern, dass Perfektionismus uns hemmt

    auf die wunderschönen unperfekten Dinge im Leben

    lieben Gruß
    Uta

  13. holunder

    Danke, dass Du bei Deinem Kommentar bei mir dem „Kaukasischen Blaustern“ seinen Namen gabst. Ich stand heute morgen wieder ratlos vor ihm… Er leuchtete heute auch richtig blau.
    Liebe Grüße
    Andrea

  14. Michaela

    Ach, ist das schön! Ich mag besonders, dass es so unperfekt ist. Klar, ist es toll, wenn man gutes Material und passendes Werkzeug zur Verfügung hat, aber es ist besonders kreativ, einfach das zu nehmen, was da ist. Die Drucke auf Leinen mag ich sehr. Ich nehme für Einstecktaschen in Reisebüchern etwas festeres Transparentpapier, falte es zu einer Tasche, die ich an drei Seiten verklebe und oben offen lasse, einfach lochen. Das mag ich lieber als Plastik.
    Was mich besonders freut, ist dass die Mail-Art-Aktionen so einen langen Nachhall haben….

    Liebe Grüße von Michaela

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